- Reformpäpste: Pius V., Gregor XIII., Sixtus V., Klemens VIII.
- Reformpäpste: Pius V., Gregor XIII., Sixtus V., Klemens VIII.Nachdem auch das Konzil von Trient die Spaltung der Kirche nicht mehr hatte überwinden können, machten sich die Päpste die Sache der Kirchenreform zu Eigen, auch wenn zeitweise immer wieder Vetternwirtschaft und Pomp das Gepräge des Papsttums bestimmten. In der Gestalt Pius' V. verband sich individuelle Frömmigkeit mit dem festen Willen, die in Trient eingeleiteten, längst überfälligen Reformen auch in die Tat umzusetzen. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt veröffentlichte er 1566 den vom Konzil angeregten Römischen Katechismus, der als Handreichung für Pfarrer gedacht war; wenige Jahre später führte er ein überarbeitetes Brevier als Gebetbuch für Pfarrer und Ordensangehörige und 1570 das Missale Romanum, das römische Messbuch, einheitlich ein, das die Grundlage der tridentinischen Messe bildete. Weiter verschärfte er die Residenzpflicht der Bischöfe, die Sonntags- und Fastengebote und drang auf die Einhaltung des Zölibats. Unter seiner Leitung wurde die päpstliche Hofhaltung weitgehend reduziert; er selbst führte ein Leben in vorbildlicher Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit und förderte die Spitäler sowie das Armen- und Wallfahrtswesen.Allerdings setzte er als ehemaliger Generalinquisitor des Dominikanerordens seine Vorstellungen von kirchlicher Zucht und Rechtgläubigkeit auch mit inquisitorischen Mitteln um. Um die beabsichtigte Abschreckungswirkung zu erhöhen, wurden die zahlreichen Todesurteile, denen auch unter seinem Vorgänger Pius IV. bereits begnadigte Humanisten zum Opfer fielen, in öffentlichen Glaubensakten, Autodafés, feierlich verkündet und vollzogen.Als noch verhängnisvoller erwies sich sein zum Scheitern verurteilter Versuch, durch die Absetzung Königin Elisabeths I. 1570 der weiteren Ausbreitung des Protestantismus in England entgegenzuwirken. Ganz noch in mittelalterlicher Vorstellungswelt befangen, untersagte er den Untertanen unter Androhung der Exkommunikation den Gehorsam gegenüber ihrer Monarchin. Dieser letzte Akt der Absetzung eines Herrschers durch die Kirche zog nicht nur schreckliche Verfolgungen der Katholiken in England nach sich, er sorgte zugleich endgültig dafür, dass England bis ins 19. Jahrhundert hinein durchweg protestantisch wurde.Auch gegenüber dem aufkommenden Staatskirchentum und der wachsenden Bedrohung durch die Türken suchte er die Auseinandersetzung. Gemeinsam mit Spanien und Venedig nahmen päpstliche Galeeren an der Seeschlacht von Lepanto 1571 teil, zu deren »glücklichem« Ausgang Pius V. das Rosenkranzfest stiftete.Gregor XIII., der 1572 seine Nachfolge antrat, machte sich weniger durch seine persönliche Frömmigkeit als durch Organisationstalent und konsequenten Ausbau des päpstlichen Einflusses im Sinne der Gegenreformation einen Namen. Er förderte die Einrichtung von Kollegien und Bildungsstätten in Rom, die eine Priesterausbildung in den verschiedenen Ländern sicherstellen sollten. Für Deutschland rief er eine eigene Kardinalskongregation ins Leben, die die Durchführung der katholischen Reformen überwachen sollte, und baute an besonders heiklen Punkten des Reformationsgebietes wie in Luzern oder Köln das System päpstlicher Nuntiaturen weiter aus. Mit dem Namen Gregors XIII. verknüpft sich neben dem Ausbau der theologisch-philosophischen Fakultät in Rom, der Gregoriana, auch die ebenfalls nach ihm benannte Kalenderreform des Jahres 1582. Nachdem sich die Abweichungen des Julianischen Kalenders gegenüber dem Sonnenjahr mittlerweile auf zehn Tage summiert hatten, ließ Gregor diese Tage auf Vorschlag einer Gelehrtenkommission kurzerhand streichen und setzte das bis heute gültige System von Schaltjahren und -tagen in Kraft, das allerdings von den protestantischen Herrschaftsgebieten erst im 18. Jahrhundert übernommen wurde.Nach seinem Tod 1585 tat sich Sixtus V. bei der inneren Reform des Kirchenstaates hervor, vor allem aber brachte er Rom eine Phase städtebaulichen und wirtschaftlichen Aufschwungs. Er ließ Wasserleitungen und Straßen bauen, die Kuppel der Peterskirche vollenden und verfolgte bei allem das Ziel, Rom zum Zentrum der religiösen Welt und zur schönsten Metropole Europas zu machen. Dabei verdeutlichte er seine Auffassung der Überlegenheit des Christentums über das Heidentum auch symbolisch, indem er die Siegessäulen Trajans und Mark Aurels durch die Statuen der Apostel Petrus und Paulus umwidmete und die beiden ägyptischen Obelisken auf dem Petersplatz und vor der Lateranbasilika aufstellen ließ. Neben seiner Bautätigkeit sanierte er die Finanzen des Vatikans durch massive Einsparungen und reorganisierte 1588 die Verwaltung des Kirchenstaates durch Einrichtung von 15 ständigen Kardinalskollegien, die als Behörden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bestand hatten. Er förderte den päpstlichen Zentralismus, indem er alle Bischöfe zu regelmäßigen Rombesuchen und Rechenschaftsberichten verpflichtete.Sixtus, dem Rom auch die Einrichtung der vatikanischen Druckerei und den Neubau der Bibliothek verdankt, trieb auch die Herausgabe der griechischen (Septuaginta) und lateinischen Bibelausgabe (Vulgata) voran. Die bereits veröffentlichte Version der Vulgata, an der er selbst maßgeblich mitgearbeitet hatte, musste allerdings schon 1590, bald nach ihrem Erscheinen und seinem Tod, zurückgezogen und überarbeitet werden. Endgültig herausgegeben wurde sie erst zwei Jahre später unter Klemens VIII., dessen drei Amtsvorgänger nur wenige Wochen beziehungsweise Monate im Amt waren. Obwohl Klemens in seiner individuellen Frömmigkeitspraxis, Amtsauffassung und Volksnähe dem bischöflichen Ideal des Barockzeitalters nahe kam und der geschickten Außenpolitik Sixtus' V. nacheiferte, indem er zwischen Frankreich und Spanien einen Frieden vermittelte und Heinrich IV. von Frankreich die Rückkehr in die Kirche ermöglichte, begann unter ihm die in Trient angestoßene kirchliche Erneuerung an Boden zu verlieren. Während seines Pontifikats kamen zahlreiche jüdische Schriften auf den in Trient eingerichteten Index der verbotenen Bücher, und der vom neuen Weltbild überzeugte ehemalige Dominikaner Giordano Bruno wurde 1600 nach siebenjähriger Gefangenschaft auf dem Scheiterhaufen verbrannt.Betrachtet man dieses Reformpapsttum aus historischer Sicht, so lag seine Bedeutung weniger auf dem im engeren Sinne religiösen Gebiet. So unterliefen Klemens VIII. ebenso schwere Fehleinschätzungen während des Gnadenstreits zwischen Dominikanern und Franziskanern wie Gregor XIII., der sich dazu hinreißen ließ, anlässlich der Vernichtung der französischen Hugenotten in der Bartholomäusnacht eine Glückwunschadresse an das französische Königshaus zu richten. Immerhin verhalfen diese Päpste der angeschlagenen Kirche zu neuem Ansehen. Die notwendige, tief greifende Strukturreform des Papsttums selbst blieb jedoch bis ins ausgehende 18. Jahrhundert aus.Dr. Ulrich RudnickGeschichte der katholischen Kirche, herausgegeben von Josef Lenzenweger u. a. Neuausgabe Graz u. a. 31995.
Universal-Lexikon. 2012.